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Winzer in Stellenbosch – zwischen Tradition und Überlebenskampf

Stellenbosch – Der verborgene Kampf hinter dem Glanz der Weinkultur


Stellenbosch – das weltbekannte Zentrum der südafrikanischen Weinindustrie – steht für Prestige, Genuss und internationale Spitzenweine. Es ist ein Ort, an dem Vermögen gemacht und verloren werden, wo edle Tropfen in preisgekrönten Kellereien verkostet und in exklusiven Restaurants gefeiert werden.

Doch hinter dieser Fassade aus Glanz und Glamour steht jemand, der immer mehr aus dem Blickfeld gerät: der Landwirt.



Die stille Realität hinter den Weinetiketten


Wer genau hinschaut, entdeckt sie noch – wettergegerbte, sonnengebräunte Farmer, die in aller Stille das Land bearbeiten. Viele von ihnen stammen aus Familien, die seit Generationen in der Region verwurzelt sind – weit länger als manche der angesagten Tasting Rooms und feinen Lokale bestehen.

Zwar wirken die Stellenboscher Farmer oft etwas gepflegter als ihre Kollegen aus dem Freistaat – wie meine Mutter immer sagt: „In Stellenbosch stellen sie den kaputten Traktor einfach hinter den Schuppen“ – aber am Ende bleibt ein Hof eben ein Hof. Mit denselben Herausforderungen: kaputte Maschinen, Schulden bei der Genossenschaft, steigende Kosten.

Land ist wertvoll – aber nur für die, die es sich leisten können

Der durchschnittliche Marktpreis für Weinbaufläche in Stellenbosch liegt bei über 1 Million Rand pro Hektar. Wird das Land jedoch für Bauzwecke verkauft, kann es bis zu 5 Millionen Rand pro Hektar einbringen.

Die Produktionskosten sind kaum noch zu decken. Laut Vinpro lag die Einkommensschwelle zur Kostendeckung im Jahr 2024 bei R80.115 pro Hektar. Der tatsächliche Durchschnittsertrag lag bei nur R56.686 – deutlich unter der nötigen Marke.

Um wirklich nachhaltig arbeiten zu können, bräuchte ein Winzer sogar R125.123 Einkommen pro Hektar. Rechnet man dagegen den Unterschied zwischen landwirtschaftlichem und entwicklungsfähigem Bodenwert auf – müsste ein Farmer über 200 Jahre lang profitabel arbeiten, um das wieder aufzuholen.


Wenn Weinberge verschwinden – langsam und dann plötzlich


Zwischen 2013 und 2023 hat Stellenbosch 11,7 % seiner Rebfläche verloren – von 13.382 auf 11.815 Hektar. Das weckt Emotionen, führt zu hitzigen Diskussionen über profitgierige Investoren und dem Schutz der Kulturlandschaft.

Doch ein Blick auf die Zahlen zeigt: Von den verlorenen 1.567 Hektar wurden nur rund 91,5 Hektar tatsächlich bebaut – davon stammen 72 Hektar aus nur zwei großen Projekten. Der wahre Verlust liegt woanders: in stillgelegten Feldern, auf denen keine neuen Reben gepflanzt wurden.

Diese Flächen liegen brach – wie Narben in der Landschaft. Keine Aprikosen, keine Beeren, keine Schafe. Nichts. Wenn man weiß, worauf man achten muss, sieht man es: Ein Feld wird aufgegeben, dann das nächste, dann noch eines – bis plötzlich keine Weinberge mehr übrig sind.

 

Der stille Bankrott


Der Niedergang eines Hofes kommt schleichend. Zuerst merkt man kaum etwas: eine überfällige Traktorwartung, glatte Reifen am Bakkie. Nicht  erfolgreichen Landwirte haben niedrige Wartungskosten – sie wissen, was Ausfallzeiten kosten. Doch genau hier beginnt das Sparen.

Die Landwirte fehlen bei Branchentreffen, sie ziehen sich zurück – nicht aus Desinteresse, sondern weil der Fokus auf das Überleben bis zur nächsten Ernte gerichtet ist. Und dann kommen die großen Einschnitte: Alte Reben werden nicht ersetzt, Felder aufgegeben, schließlich steht das „Zu verkaufen“-Schild.

Vielleicht sieht man noch ein paar Schafe auf den alten Feldern – der letzte Versuch, den Hof zu retten. Aber wie ein Patient auf Lebenserhaltung ist es nur eine Frage der Zeit. Die Familie zieht in ein Reihenhaus in der Stadt – mit ihr verschwinden Generationen von harter Arbeit und Opferbereitschaft. Und das Leben geht weiter. Der Verfall sucht sich das nächste Opfer.


Kein Komplott – sondern langsames Ersticken


Der Rückgang der Rebflächen in Stellenbosch ist kein Ergebnis eines geheimen Bau-Lobbyismus. Es ist das schleichende Ersticken der Landwirtschaft – durch steigende Kosten, sinkende Erträge und fehlende Unterstützung. Die finanziellen Zwänge nehmen den Bauern die Luft zum Atmen.

Und dieser Verlust betrifft nicht nur die Landwirte selbst. Er betrifft Saisonarbeiter, ganze Dorfgemeinschaften, Zulieferer – und letztlich auch den Tourismus, der sich auf den Charme und die Authentizität der Weinregion stützt.


Was passiert, wenn der Wein versiegt?


Was bleibt von Stellenbosch, wenn die Weinberge verschwinden? Werden Touristen weiterhin kommen, wenn der Wein nicht mehr vor Ort wächst, sondern durch den Du Toitskloof-Tunnel importiert wird? Wird der Charme von Neubauprojekten bestehen bleiben, wenn der Blick nicht mehr über grüne Rebzeilen, sondern über leere Felder schweift?

Ohne lebendige Weinlandschaft verliert Stellenbosch nicht nur seine wirtschaftliche Basis, sondern auch seine Seele.


Der Weinberg als Kulturgut – nicht nur als Rohstoff


Wir müssen neu bewerten, welche zentrale Rolle der Weinbau in der Region spielt. Die Reben sind nicht nur Produktionsfläche – sie sind kulturelles Erbe, Identität und wirtschaftliches Rückgrat. Nur durch nachhaltige Landwirtschaft, gezielte Förderung der Winzer und den Schutz landwirtschaftlicher Flächen kann Stellenbosch bleiben, was es heute ist:

Das schlagende Herz der südafrikanischen Weinwelt.

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